28.11.2007 22:59 (UTC+13) Christchurch, Neuseeland +11°C

Ich bin wieder zurück in Neuseeland. Es ist wunderbar Bäume zu sehen und vor allem zu riechen. Dunkelheit in der Nacht ist herrlich, aber seltsam ungewohnt. Jeden Tag duchen ohne Zeitbeschränkung macht mir allerdings ein offenbar mittlerweile antrainiertes schlechtes Gewissen, dass ich jedoch geflissentlich ignoriere. Ab morgen fange ich an das Land zu bereisen. Erstmal nur eine kleine Tagestour von Christchurch nach Akaroa, wo ich hoffentlich eine Bootstour machen kann und ein paar Delfine sehen, wenn's nicht zu teuer ist. Und Freitag plane ich gen Süden zu fahren, nach Dunedin, wo man eine Tour machen kann, bei der man Albatrosse und Gelb-Augen-Pinguine sehen kann, sowie Robben und einige andere Tiere die man sonst nie in freier Wildbahn sehen kann. Was danach kommt, schau ich dann mal.

Ich werde meinen Laptop nicht mitnehmen unterwegs. Zum einen, weil ich ihn nicht schleppen will und zum anderen (und das ist fast noch wichtiger) möchte ich mal ein paar Tage computerlos sein. Ich sitz ja jeden Tag vor der Kiste.
Damit sind meine Südpoltagebücher zwar noch nicht ganz aber doch immerhin bis auf weiteres geschlossen. In 2 Wochen, wenn ich wieder daheim in Heidelberg bin, werde ich vielleicht einen kleinen zusammenfassenden Bericht schreiben. Vielleicht auch schon in den letzten Tagen hier, oder auf dem Flug. Wir werden sehen.

Aber bevor ich jetzt aufhöre, sollt ihr noch kurz erfahren, wie es mir auf dem Weg von McMurdo nach Christchurch ergangen ist. Im wesentlichen, gut! Die Nacht in McMurdo war angenehm und wir haben es vor unserem Flug noch geschafft Scott Base zu besuchen. Das ist eine neuseeländische Basis wenige Kilometer von McMurdo entfernt. Das war sehr nett. Um 14 Uhr wurden wir dann abgeholt und zum Rollfeld gefahren, wo unsere C-17 allerdings erst gegen halb fünf abhob. Der Flug war ruhig und das Fahrwerk ist auch ganz von alleine rausgekommen und ich habe meine Zeit mit Schlafen und dem gucken von DVD's verbracht. Die C-17 war fast leer, abgesehen von etwa 25 Passagieren und 2 C-130 Propellern (ich hätte ja mit 'nem Fahrwerk gerechnet... ). Um 21 Uhr kamen wir dann in Christchurch an und gegen halb elf war ich im Hotel. Danach sind wir erstmal was essen und ein Bier trinken gegangen um auf unsere geglückte Polfahrt anzustossen. Das war noch recht lustig. Heute habe ich dann vor allem damit verbracht die nächsten Tage zu organisieren und mich etwas zu erholen. Ist aber eigentlich gar nicht nötig, denn das Höhentraining ist schon spürbar. Allerdings bin ich recht müde, es ist gestern doch recht spät geworden.

Hier jetzt nochmal ein paar Bilder von gestern:









Am Ende seht ihr den Berg Klamotten, den ich gestern wieder abgegeben habe. Und da fehlen noch drei paar dreckige Socken, die ich heute morgen erst gefunden habe... : ).

Also, vielen, vielen Dank fü eure vielen Kommentare in den letzten Wochen. Es hat viel Spass gemacht hier zu schreiben und jetzt ist einfach Urlaub dran. Guckt ab und zu mal rein, vielleicht packt mich ja doch irgendwann wieder die Schreibwut. Und wenn ihr mögt schaut auch mal auf www.dritte-seite-von-links.de vorbei. Da ist zwar ewig nichts mehr passiert, aber wenn ich unterwegs mal schreibe, dann vermutlich da. Die Blogsoftware macht es dort so viel einfacher Beiträge zu schreiben und Bilder hochzuladen. Bis bald,

Olaf

P.S.: Wenn Du das hier liest: Alles Gute zum Geburtstag, Christian!


| haloscan


26.11.2007 21:26 (UTC+13) McMurdo Station (Antarktis) -3°C

Ich bin heil in McMurdo angekommen. Hätte allerdings auch schief gehen können. Aber der Reihe nach:
Zunächst einmal haben wir heute morgen noch ein paar letzte Bilder am zeremoniellen Pol gemacht. Mit von der Partie war auch unser Maskotchen, sozusagen, eine absurde Puppe namens Booh-Bah. Booh-Bah ist übrigens auch die Lösung des letzten Ton-Rätsels, dass ihr (bedauernswerter Weise) komplett ignoriert habt. Booh-Bah ist wohl so eine Art Tele-Tubby und hat in den U.S.A. einen gewissen Rang in der Beliebtheitsskala von bis zu dreijährigen (oder so). Hier, auf dem ersten Bild, seht ihr Booh-Bah auf dem Polmarker sitzen. *g*

Das zweite Bild zeigt den Fortschritt bei der Dekonstruktion der alten Station (dem "Dome"). Zum Vergleich könnt ihr euch nochmal das Bild vom 11.11. ansehen.

Um 11:20 Uhr wurde dann unser Flieger erwartet und war auch pünklich da, so dass ich gegen viertel vor zwölf meinen letzten Blick über den Südpol schweifen lassen konnte und wir kurz darauf Richtung McMurdo abhoben. Der Flug war ruhig und kam mir kurz vor. Ich habe ihn mit Dösen und Lesen verbracht.
Jetzt kommen wir aber zu meiner eingänglichen Andeutung. Das Flugzeug ging nämlich normal in den Landeanflug über und einige hundert Meter über dem Boden wurde das Fahrwerk ausgefahren. Oder auch nicht. Jedenfalls sahen wir zwei unserer Flugbegleiter von der AirForce recht gebannt auf die Stelle schauen, wo das rechte Fahrwerk ausgefahren wird, und in ihre Mikrofone sprechen. Kurz darauf stiegen wir wieder. Die nächste halbe Stunde haben dann der Co-Pilot und die beiden Begleiter damit verbracht, die Betriebsanleitung des Flugzeugs zu studieren, dieses Fahrwerk per Hand auszukurbeln und am Ende mit einer speziellen Klemme zu arretieren. Ich gebe zu, mir war recht mulmig zumute dabei. Ausserdem wurde mir schlecht vom Kreisen ohne Blick aus dem Fenster. Wie ihr der Existenz dieses Berichtes schon entnehmen könnt, ist die Landung am Ende natürlich noch gut von statten gegangen. Um ehrlich zu sein, war es die sanfteste Landung die ich bisher auf dem Eis hatte. Vermutlich hat sich der Pilot besondere Mühe gegeben das defekte Fahrwerk nicht zu sehr zu belasten.
Verständlicherweise habe ich keine Bilder gemacht, als die drei Herren am Fahrwerk zugange waren, aber ich habe hinterher die Arretierung dokumentiert. Ich gebe zu Protokoll: Beweisstück A. Was auch immer ich damit beweisen will.

Naja, nach dem der kleine Schreck überstanden war habe ich noch Bilder vom ausladen und vom Flugzeug gemacht.

Aber das tollste kann ich Euch leider nicht vermitteln. Das Gefühl wieder frei atmen zu können und nicht bei jeder kleinen Anstrengung vollkommen aus der Puste zu sein. Das ist unbeschreiblich angenehm. Genauso sind die Aussentemperaturen von knapp unter 0°C geradezu sommerlich warm für mein Empfinden. : )

Nachdem wir zur Station gefahren worden sind, habe ich mit zwei Kollegen erstmal eine kleine Wanderung hoch auf den Observation Hill gemacht. Die 230 Meter haben mich weniger aus der Puste gebracht, als die Treppen zur Station am Pol und die Aussicht von dort oben war überwältigend. Hier noch ein paar Bilder davon, bevor ich jetzt todmüde ins Bett falle.



Morgen melde ich mich hoffentlich aus Christchurch und dann geht der Urlaub endlich los!


| haloscan


25.11.2007 22:46 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -35.1°C

Der letzte ganze Tag hier am Pol fing recht geruhsam an. James Brown, der Küchenchef selbstpersönlich hat uns heute morgen unsere Omletts gebraten. Um 12 machte dann der Laden hier auf mit vielen neuen, frisch eingetroffenen Sachen. Da hab ich das erste mal heute zugeschlagen und ein paar Mitbringsel für mich und meine Lieben daheim ergattert. Danach sind wir rüber ins MAPO, ein letztes Mal, wie wir dachten. Aber wenn auch meine Aufgabe mit den Computern hier jetzt erledigt ist, so zeigten sich heute doch noch ein paar andere Probleme. Und da um 18 Uhr ja der angekündigte Sale (Schlussverkauf) der alten Sachen aus dem Laden war (und ausserdem Abendessen), war klar, dass wir danach nochmal ins MAPO zurück mussten. Der Sale war dann die zweite Gelegenheit bei der ich heute zugeschlagen habe. Und das Abendessen im wesentlichen Reste essen vom Thanksgiving-Dinner gestern. Jedenfalls haben wir für unsere dringenden Geschäfte im MAPO (wir mussten auch noch ein paar Sachen ins ICL und anderswo hinbringen) die Erlaubnis bekommen uns ein Ski-doo mit Anhänger zu nehmen und so durfte ich zu guterletzt doch noch Ski-doo fahren. Das ist total simpel und macht ziemlich viel Spass. Hier zwei Bildnachweise. Einmal unbewegt (mit mir auf dem Ski-doo) und einmal bewegt, mit mir stehend auf dem Anhängerschlitten und Andreas am Lenker.


Das Video geht auch noch weiter bis zu unser Ankunft in MAPO, aber ich will die Uploads nicht überstrapazieren. Andreas hat auch noch eins gemacht, wo ich fahre.

Morgen vormittag habe ich vielleicht noch etwas Zeit euch von Thanksgiving zu erzählen. Auch wenn es da gar nicht viel zu erzählen gibt. Falls nicht, so melde ich mich aus Christchurch wieder (so wir nicht in McMurdo, oder schon hier, stecken bleiben). Auf jeden Fall einen grossen Dank an euch, die ihr hier gelesen und kommentiert habt. Das hat mir den Aufenthalt hier noch einmal wertvoller gemacht, ihn ein wenig teilen zu können. Bis hoffentlich morgen (wenn ich endlich wieder 24h Internet Zugang habe).


| haloscan


23.11.2007 23:14 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -36.7°C

So, mir fehlen zwar immer noch ein paar Räume in der Station, die ich noch fotografieren muss, wie das Fernsehzimmer und die Wohnräume, aber die Bilder die ich habe, findet ihr unten in der Karte der Station. Alles recht klein und ich entschuldige mich bei denjenigen meiner Leser, die Schwierigkeiten haben etwas zu erkennen, ebenso wie bei jenen, die des Englischen nicht mächtig genug sind um die Raumbezeichnungen auf der Karte zu entziffern.
Nun denn, die Station hat zwei Stockwerke, Level 1 und 2. Auf Level 1 befinden sich die Lounge (ein Aufenthalts- und Fernsehraum), der Arts & Crafts Room (Kunst- und Bastelraum), der Quiet Reading Room (Leseraum & Bibliothek), das Greenhouse (ein Gewächshaus, in dem aber bis jetzt kaum was wächst), der Laundry Room (Wäscherei), der Store und das Postoffice (Laden und Post), sowie das Gymnasium (die Sporthalle).
Auf Level 2 findet sich die Administration mit zwei Konferenzräumen, das Science Lab (Wissenschaftslabor, mit einem IceCube Segment (siehe Foto)), ein Weight Room (Mucki-Bude), Game und TV Room (Spiele- und Fernsehzimmer), ein Computer Raum und die Dining Facility, genannt Galley (Kantine).
Diese Räumlichkeiten liegen mit Ausnahme der Sporthalle an den langen Fluren die alle Segmente der Station verbinden. In den Seitenflügeln, auf beiden Ebenen, befinden sich die Schlafräume derjenigen, die nicht, wie ich, im Jamesway schlafen. Am Eingang zu den Schlaftrakten finden sich die Wasch- und Toilettenräume. Ich denke aber das Klicken auf die Bilder erklärt das alles noch besser.
Ich werde die Karte hoffentlich noch bis Montag mit den fehlenden Räumen updaten.

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So und nun: Finger hoch! Wer hätte gedacht, dass es hier eine Sporthalle gibt?

Die Bilder aus der Station sind alle nicht so schön, weil ich meist den Blitz benutzen musste und überhaupt ist es nicht unbedingt sonderlich schick. Deshalb jetzt nochmal ein paar hübsche Bilder von draussen. : ) Was da im vorletzten Bild so mächtig Dampf macht ist das Kraftwerk und die Rollen im letzten Bild sind Oberflächenkabel für IceCube.










| haloscan


20.11.2007 17:46 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -40.4°C

Meine versprochenen Innenansichten der Station muss ich nochmal vertagen, ich komm grade nicht zu sehr viel. Vielleicht kann ich nachher nochmal ein paar Bilder machen. Aber manche Räume fotografiert man besser Vormittags, wenn nicht so viel los ist. Ich bleib jedenfalls dran.
In der Zwischenzeit will ich doch nochmal versuchen die Frage von Günther zum Brandschutz zu beantworten. Im wesentlichen gilt hier, noch mehr als anderswo, dass man vorbeugen muss. Mögliche Brände müssen sofort erkannt und bekämpft werden, bevor sie sich zu einem Großfeuer entwickeln können. Denn sollte das eintreten, wären die Optionen hier sehr beschränkt. Daher befinden sich in jedem Raum der Station mehrere Rauch- und Brandmelder, und Feuerlöscher werden, verhältnismässig dicht beieinander, bereit gehalten. Sollte es dennoch zu einem nicht mehr kontrollierbaren Brand in der Station kommen so ist die beste Hoffnung die, vielleicht einen Teil der Station zu retten. Dafür sind einzelne Segmente mit Feuerschutztüren gesichert. Ich habe aber enorme Zweifel ob das funktionieren kann, Denn die Station ist im wesentlichen aus Holz gebaut und wenn der Wind ein bisschen ungünstig steht ist alles was man tun kann, alle Mann in Sicherheit bringen und dem Unheil seinen Lauf lassen.
Soweit ich weiß gibt es hier am Pol nur ein Feuerwehr-Fahrzeug und eine handvoll Feuerwehrleute. Die sind aber vor allem hier um die Sicherheit des Flugverkehrs zu überwachen. Eine Anforderung der U.S. Air Force, wie man mir erklärt hat. Das Feuerwehr-Fahrzeug ist ein Truck mit einem Container Schaum-Löscher hinten drauf der durch eine Kanone vorne verschossen werden kann. Wann immer hier ein Flugzeug landet steht dieses Fahrzeug vor der Maschine, als Sicherheit. Hier sind ein paar Bilder davon:



Da seht ihr auch gleich meinen Kollegen Benni, der gestern abgeflogen ist und den tollen Warte-Container, von dem ich mir kaum vorstellen kann, dass ihn mal einer benutzt. Ich hoffe Benni ist heute von McMurdo nach Christchurch geflogen worden, denn heute Abend war das Wetter in McMurdo schon wieder so schlecht, dass alle Flüge gestrichen wurden. Mittlerweile freuen wir uns alle auf die Abreise und ich hoffe bei uns gibt es keine Verzögerungen. Ich will ja auch noch Urlaub machen.


| haloscan


18.11.2007 15:06 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -41.7°C

Schon wieder Sonntag. Die Zeit vergeht hier wie im Flug und morgen ist es nur noch eine Woche die ich hier bin. Heute schieben wir hier eine ruhige Kugel. Sonntags gibt es nicht schon um 6 Uhr morgens Frühstück, wie an allen anderen Tagen, sondern erst um 10:30 Uhr, aber dafür bis 15 Uhr (unter der Woche 8 Uhr) als Brunch. Da kann sich jeder ein Omlett nach eigenen Wünschen braten lassen (mein Favorit: Käse, Zwiebeln und Jalapenos), Waffeln backen oder Bagel schmieren. Sehr lecker das alles. Ohnehin ist das Essen hier sehr gut. Zumindest besser, als in jeder deutschen Mensa oder Kantine die ich bis jetzt gesehen habe.
Bilder aus der Gally und dem Rest der Station zeig ich euch in den nächsten Tagen. Ich bereite da gerade was vor. Es bleibt ja nicht mehr ewig viel Zeit. : )

Aber da mittlerweile so viele regelmässig hier vorbei schauen, sollt ihr heute zumindest ein paar Bilder bekommen. Auch wenn sie euch nicht umbedingt viel neues zeigen, habe ich mal wieder zwei Panoramas zusammengebastelt.



Ich würde die Panoramas ja gerne Übergangsfrei hinkriegen, aber dafür müsste ich zunächstmal die JPG-Komprimierung der Kamera ausstellen. Und dann werden die Bilder so groß, dass die Kamera ewig braucht um die Bilder zu speichern, was in der Kälte da draussen eher unangenehm ist. Gleiche Belichtungszeiten benutze ich schon, aber das reicht, wie man sieht, nicht.

Also, ich wünsch euch einen schönen Sonntag abend. Ich gehe jetzt Harry Potter lesen im "Quiet Reading Room".


| haloscan


16.11.2007 14:34 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -40.4°C

Ihr habt es so gewollt. Und auch wenn ich versprochen habe es kurz zu machen, ist es doch ganz schön lang geworden. Hier ist mein Versuch verständlich zu machen, warum ich hier bin und was das für ein Experiment ist, an dem ich mitarbeite.

Schematischer Aufbau von IceCube

Die Gruppe, in der ich in Heidelberg arbeite, ist Teil der IceCube Kollaboration. IceCube ist ein Neutrino-Detektor hier am Südpol. Um einen Anfang zu haben, will ich mal versuchen (kurz) zu umreissen, was Neutrinos sind und was wir hoffen von ihnen lernen zu können.
Neutrinos sind Elementarteilchen, das heißt, nach allem was wir wissen kann man sie nicht weiter teilen. Sie sind ganz ähnlich wie Elektronen, nur das Neutrinos keine elektrische Ladung tragen. Sie sind außerdem sehr viel leichter als Elektronen. Wie viel sie wiegen wissen wir aber noch nicht so genau. Nur dass sie Gewicht haben und dass dieses sehr klein ist. Neutrinos entstehen z.B. in Kernprozessen in Atomreaktoren und auch in der Sonne oder Sternen. Da die Neutrinos keine Ladung haben, wechselwirken sie so gut wie nie mit der anderen Materie (wie uns, einem Tisch oder auch der ganzen Erde). Um zu illustrieren wie selten diese Dinger wechselwirken hilft vielleicht folgendes: Von der Sonne kommen in jeder Sekunde Aber-Milliarden von Neutrinos auf eine Fläche von einem Daumennagel. Aber im ganzen menschlichen Körper machen vieleicht 10 bis 100 oder so mal eine Reaktion in einem ganzen Menschenleben. Das ist dann aber nicht schlimm und schon gar nicht spürbar. Die Neutrinos wechselwirken tatsächlich so schwach, dass die allermeisten nicht nur durch uns, sondern auch durch die Erde einfach durchfliegen. Das ist ein ziemlicher Nachteil, wenn man sie finden will, aber es kann ein großer Vorteil sein, wenn man versucht mit Neutrinos Astronomie zu betreiben, das heißt wenn man etwas über weit entfernte Sterne oder Galaxien lernen möchte. Denn Licht, mit dem die meiste Astronomie und Astrophysik betrieben wird, ist elektromagnetische Strahlung und wird von Materie (wie zum Beispiel Staub zwischen den Sternen) gestreut oder absorbiert. Die Neutrinos, aber folgen unbeirrt ihrem Weg (abgesehen von gravitativen Einflüssen, aber lassen wir das mal außer acht) und sind damit gute Informationsträger.

Ein IceCube Photodetektor (genannt "DOM") am String, kurz vor dem herablassen ins Eis

Bei IceCube benutzen wir das Eis hier am Südpol als Detektormaterial. Weil nur so selten ein vorbeikommendes Neutrino mal etwas tut versuchen wir in einem möglischst großen Raum danach zu suchen. Ein Kubikkilometer Eis ist das bei uns. Wenn ein Neutrino dann mal eine Reaktion macht, dann entsteht aus dem Neutrino ein geladenes Teilchen, ein Myon (das ist das gleiche wie ein Elektron, nur 200 mal schwerer). Wenn das Neutrino genügend Energie hatte, kann sich dieses Myon nun im Eis schneller bewegen als das Licht, denn im Eis ist das Licht langsamer als im Vakuum (die Höchstgeschwindigkeit für alles ist die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum!). Dann passiert etwas ganz ähnliches wie bei einem Überschallknall oder einer Bugwelle vor einem Boot. Kegelförmig um die Bewegungsrichtung des Myons wird Licht ausgesandt. Und genau dieses Licht versuchen wir zu messen. Dafür lassen wir in dem besagten Kubikkilometer jeweils 60 Lichtdetektoren an letztlich hoffentlich 80 Kabeln (Strings) in eine Tiefe von 1500m bis 2500m ins Eis hinab. Also 4800 Lichtdetektoren insgesamt. Diese Möglichkeit gibt es nur hier, denn der Gletscher, der die Antarktis fast vollständig bedeckt ist an dieser Stelle etwa 3000m stark. Hier gibts eine Animation eines Ereignisses in IceCube. Die Erklärungen sind leider englisch.

Ein DOM auf dem Weg in die Tiefe

Und, funktioniert das ganze? Hmm, ja funktionieren tut das schon, aber das heißt nicht, dass wir schon Neutrinos von Sternen oder Galaxien sehen konnten. Zum einen wird IceCube gerade erst aufgebaut und im Moment haben wir erst 22 von 80 Strings im Eis. Es gibt da aber auch noch ein Vorgänger-Experiment, AMANDA, das sehr viel kleiner ist und schon seit etwa 10 Jahren Daten liefert. Der Grund dafür das wir noch keine Neutrinos von Sternen oder Galaxien gesehen haben liegt im wesentlichen daran, dass es auch noch eine andere Quelle für solche Neutrinos gibt, die wir sehr gut sehen können. Und das ist die sogenannte Höhenstrahlung oder kosmische Strahlung. Das sind geladene, sehr energiereiche Teilchen, die aus dem Weltall auf unsere Atmosphäre prasseln und dabei eine Unmenge an Reaktionen auslösen in denen unter anderem auch Neutrinos entstehen. Neben den Neutrinos entstehen auch Unmengen an Myonen. Und auch wenn diese Myonen zum größten Teil in der Erdoberfläche stecken bleiben, so schaffen es doch immer noch eine Millionen mal mehr Myonen von oben durchs Eis in unseren Detektor als Neutrinos. Und diese Myonen sehen genauso aus, wie jene die aus Neutrinoreaktionen entstehen und nach denen wir suchen. Alles sinnlos also? Nicht ganz, denn da die Neutrinos ja, wie gesagt, durch die ganze Erde dringen können ohne zu reagieren, gucken wir einfach (naja, nicht ganz so einfach) nicht nach oben, sondern nach unten, zu Euch auf die nördliche Hemisphäre. Von dort sehen wir wirklich nur Neutrinos. Und davon auch einige Tausend pro Jahr mit AMANDA, aber wir können nicht so einfach entscheiden ob diese Neutrinos nun in unserer Erdatmosphäre entstanden sind oder von außerhalb kommen. Dafür haben wir, im Wesentlichen, zwei Entscheidungskriterien.
Erstens: Wir können nach Häufungen suchen. In der Atmosphäre entstehen die Neutrinos zufällig verteilt. Neutrinos von einem Stern etwa kommen aber nur aus einer Richtung. Wenn wir also mehr Neutrinos aus einer Richtung sehen, als durch den Zufall wahrscheinlich ist, dann haben wir vielleicht einen Neutrinoquelle außerhalb unseres Sonnnensystems ausgemacht. Nur eine einzige solche Quelle ist bis heute gesehen worden. 1987 ist, zur gleichen Zeit wie eine Supernova, eine stark erhöhte Zahl Neutrinos in einem Detektor in Japan gemessen worden.
Der zweite Weg auf dem wir sicher sein können, dass Neutrinos nicht aus der Atmosphäre stammen ist ihre Energie. In der Atmospähre entstehen Neutrinos nur bis zu einer bestimmten Energie. Das heißt, finden wir eines mit einer höheren Energie, stammt es vermutlich nicht von hier, sondern von außerhalb der Erde.

Der Krebs-Nebel, das Überbleibsel einer Supernova, die im 14. Jh. beobachtet wurde. Links im sichtbaren Licht, rechts im Röntgen-Licht. In letzterem erkennt man eine rotierende Ebene und senkrecht dazu zwei Strahlen (genannt Jets). In diesen Strahlen könnten die Neutrinos entstehen, die wir suchen.

Bleibt die Frage, was genau wir von den Neutrinos am Ende über Sterne, Galaxien und unser Universum lernen könnten, wenn wir sie denn fänden. Die Frage nach dem Grund für all den Aufwand sozusagen. Die Antwort ist vielschichtig. Ein wichtiger Punkt ist die Frage nach der Herkunft und Entstehung der kosmischen Strahlung. Es treffen sowohl Teilchen als auch elektromagnetische Strahlen von sehr, sehr hoher Energie auf unsere Atmosphäre (und sorgen für den eben erwähnten Hintergrund von Myonen und atmospärischen Neutrinos). Die elektromagnetische Strahlung könnt ihr euch wie Röntgenstrahlung vorstellen nur noch viele Milliarden mal intensiver. Wir vermuten, dass sie bei der Beschleunigung der geladenen Teilchen, die hier auch ankommen, entstehen. Aber, was in diesem Universum ist in der Lage Teilchen auf bis zu 100 Millionen mal die Energie zu beschleunigen, die wir in der Lage sind in unseren modernsten Beschleunigern zu erzeugen? Es gibt zwei Theorien darüber wie der elektromagnetische Teil der kosmische Strahlung entsteht. Entweder bei der Beschleunigung von Elektronen oder von so genannten Hadronen (das sind zum Beispiel die Protonen, die mancher vielleicht noch aus dem Atomkern kennt). Aber nur in den Prozessen mit Hadronen werden auch Neutrinos in großer Zahl entstehen. Es können natürlich auch sowohl Elektronen, als auch Hadronen beschleunigt werden, aber wenn wir Neutrinos von einer Quelle dieser elektromagnetischen kosmischen Strahlung sehen könnten so würde das belegen, dass dort Hadronen beschleunigt werden.
Puh, was noch? Wir sind möglicherweise in der Lage sogenannte WIMPs zu finden. WIMP steht für "Weakly Interacting Massive Particle" also "schwach wechselwirkendes schweres Teilchen". Wir wissen heute, dass nur gut 5% unseres Universums aus der Art von Materie besteht, wie wir sie kennen (wir, der Tisch, die ganze Erde). Ca. 25% sind sogenannte "dunkle Materie" und der Rest ist "dunkle Energie". "Dunkel" heißen diese Energie und Masse, weil wir sie nicht direkt sehen können. Alles was wir sehen ist ihre Auswirkung. Anhand der Bewegung von Galaxien lässt sich erkennen, dass sehr viel mehr Masse im Universum verteilt sein muss als wir sehen können. (Es sei denn, Newton hatte nicht ganz recht mit seinem Apfel...). "WIMPs" sind ein Kandidat für diese dunkle Materie. Sie sind im Grunde genau wie Neutrinos, nur viel, viel schwerer. Da kommen dann auch so Theorien ins Spiel wie Supersymmetrie, von denen manch einer schonmal gehört haben mag.
Das ist längst nicht alles, aber ich will es mal dabei belassen.

Was ist nun meine Aufgabe hier? Nun, ich arbeite an AMANDA, dem Vorgänger von IceCube. Im Moment brauchen wir AMANDA noch, weil die Photodetektoren von AMANDA enger zusammen liegen, als bei IceCube und dadurch können wir mit AMANDA kürzere Spuren und somit niedrigere Neutrino-Energien messen. AMANDA und IceCube nehmen jetzt, wann immer möglich, zusammen Daten und damit die Kommunikation zwischen den beiden richtig klappt, soll ich hier einen neuen Computer installieren, der die Datennahme von AMANDA steuert und der von IceCube-Seite aus gut zugänglich ist. Das heißt, es ist ein typischer AMANDA Rechner mit dem Standard IceCube System (RedHat Linux Enterprise 4). Die beiden wollen aber im Moment noch nicht so recht harmonieren und deswegen bin ich einigermaßen unzufrieden, was den Verlauf meiner Arbeit angeht. Nun ja.

Jetzt habe ich unglaublich viel geschrieben und wenn ihr ein klein bisschen was verstanden habt, hab ich's wohl schon ganz gut gemacht. Ich bin immer offen für Fragen oder Korrekturen meiner lieben Mitphysiker. Ich weiß allerdings, dass ich viel verallgemeinert und ausgelassen habe. Aber das ist wohl unvermeidlich. Wer des Englischen mächtig ist und mehr wissen oder sehen möchte, den verweise ich auf die IceCube-Homepage.

Und weil ich Euch jetzt einiges zugemutet habe, hier, zur Entspannung, mal wieder ein kleines Ton-Rätsel. Zerbrecht euch nicht zu sehr den Kopf. Es ist mehr ein Witz der hier zum "running gag" geworden ist. Es hat auch nichts mit dem Pol zu tun. Sollte aber jemand drauf kommen wer oder was diesen tollen Sound macht, wäre ich schwer beindruckt. : ) Hier ist er, ich nenne ihn: BUBA!


| haloscan


15.11.2007 10:34 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -41.9°C

Während ich mich hier mit meinen Computer-Problemen rumschlage und der Satellit bald wieder weg ist habe ich noch eine kleine Besonderheit für euch. Meine Kamera kann auch kleine Videos aufnehmen und vorgestern auf dem Weg vom MAPO zum Abendbrot hab ich mal einen kleinen Rundumblick aufgenommen. Andreas und Steve stellen in diesem Meisterwerk der primitiven Filmkunst sich selbst dar wie sie der Abendverköstigung zustreben. Die Auflösung erlaubt keine großen Erkenntnisse, aber ihr seht die Station und in etwa entgegengesetzter Richtung als kleinen dunklen Fleck das ICL und MAPO. Ich hoffe ihr könnt das avi-Format alle lesen. Und ich hoffe ich kriege keinen Anschiss, weil ich mehr als 8MB hochlade. : )



| haloscan


13.11.2007 10:10 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -36.1°C

Auf Grund einiger Nachfragen will ich doch nochmal die Tageszeitensituation hier erklären. Diese sind mehr oder weniger absolut künstlich. Die Sonne wandert in 24 Stunden einmal um den Horizont auf annähernd gleicher Höhe. Abgesehen von Nebel, Wolken oder der Sonnenrichtung herrscht hier also immer die gleiche Lichtsituation. Wie ich früher schon angemerkt habe ist es eben das, weniger als die Kälte, was die "nächtlichen" Toilettengänge so unangenehm macht. Wenn ich verschlafen aus dem Jamesway wanke und in das strahlend helle Sonnenlicht (plus reflektierendem Schnee) komme bin ich einfach schnell hellwach. Ich versuch schon immer mit halb geschlossenen Augen rüber zu kommen. : ) Die Uhrzeit hier ist aus praktischen Gründen die von Neuseeland, aber im Grunde genommen kann man sich die Zeitzone hier aussuchen. In der Richtung in der die Sonne gerade steht ist halt grad Mittagszeit. Unser Kantinenplan richtet sicht auch nach der Neuseelandzeit und deswegen wird diese Zeit hier von den meisten angenommen. Es gibt aber auch viele "Nachtschichtler" für die es von Mitternacht bis halb zwei nochmal eine volle Mahlzeit gibt.
Und jetzt will ich nochmal kurz versuchen klar zu machen, warum das so ist mit dem Licht. Ihr wisst sicher, dass die Tageszeiten durch die Drehung der Erde um ihre eigene Achse zustande kommen. Das heisst, wenn man direkt auf dem Pol steht dreht man sich in 24 Stunden einmal um die eigene Achse ohne sich wirklich vom Fleck zu bewegen (von ausserhalb der Erde gesehen). Die Jahreszeiten hingegen entstehen dadurch, dass sich die Erde um die Sonne bewegt. Dabei ist die Erdachse (die Achse um die die Erde sich selbst dreht) gegen die Ebene in der sie die Sonne umläft um ca. 23,5° geneigt. Diese Neigung dreht sich nicht mit! Das heisst an einem Punkt der Umlaufbahn ist der Nordpol der Sonne zu geneigt (unser Sommer) und ein halbes Jahr später der Südpol (unser Winter). Da sich die Lage des Südpols aufgrund der Erddrehung wie gesagt nicht, oder nur kaum (in der Umgebung), verändert bleibt es den ganzen Tag hell. Am Süd- und auch am Nordpol gibt es dadurch, den Lichtverhältnissen nach nur einen Tag und dieser ist ein Jahr lang. Es ist 6 Monate hell und 6 Monate dunkel (mit einer längeren Zeit der Dämmerung). Ich hoffe das folgende Bild illustriert das:


Quelle: Wikipedia

Zu dem was ich hier eigentlich mache komme ich hoffentlich noch. Wie ich neulich schonmal angedeutet habe ist bereits ein Beitrag in der Mache. Allerdings ist mir der im Moment noch zu lang und ich muss ihn noch so bebildern, dass er verständlicher wird. Kann noch ein paar Tage dauern. Vielleicht nächstes Wochenende. Ich will das ja auch ordentlich machen und das ist nicht ganz so einfach, wenn ich kein Vorwissen vorraussetzen kann. : )


| haloscan


12.11.2007 15:30 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -40.9°C

So, Fortsetzung von gestern. Am Nachmittag also sind wir ins ARO (Atmospheric Research Laboratory) Gebäude zum Tag der offenen Tür gegangen. Da forscht die NOAA (National Oceanographic and Atmospheric Administration) vor allem an der Zusammensetzung unserer Atmosphäre, insbesondere auch mit Hinblick auf die Ozonschicht. Die Luft hier am Südpol ist die sauberste die man auf der Erde finden kann. Zumindest wenn man sich auf der Seite der Station befindet aus welcher der Wind kommt. Die Station mit ihrer Treibstoffverbrennung zerstört diese Reinheit natürlich. Deshalb steht das ARO Gebäude an der Grenze des "Clean Air Sectors", einer Zone die etwa 92% der Zeit im Jahr die Windrichtung abdeckt. In diese Zone dürfen keine Fahrzeuge fahren (ausser mit besonderer Erlaubnis) und auch laufen sollte man nicht in dieser Zone. Die Fahrzeuge sollen vor allem auch deshalb nicht dahin, weil sie Öl oder andere Flüssigkeiten verlieren könnten und dort auch in Zukunft Messungen am Schnee und Eis gemacht werden sollen.
Aber nun noch ein Wort zum Ozonloch. Es ist eine schöne Erfolgsgeschichte der Wissenschaft, dass innerhalb weniger Jahre nach Entdeckung der Wirkung von Treibhausgasen wie FCKW, diese im Abkommen von Montreal verbannt wurden (1987, glaub ich). Und ab 1993 etwa konnte man dann wirklich messen wie die Konzentration dieser Gase in der Atmosphäre deutlich abnahm. Gleichzeitig kann man in Messungen wie sie hier gemacht werden sehen, wie die Konzentration der Ersatzstoffe, die stattdessen genutzt werden, zunimmt. Diese sind im wesentlichen synthetisch hergestellt, was bedeutet, dass es keine natürlichen Prozesse gibt in denen sie entstehen. Daraus folgt zumeist auch, dass es keine natürlichen Prozesse gibt in denen sie wieder abgebaut werden. Heute wissen wir noch nicht ob diese neuen Stoffe auch negative Auswirkungen haben, aber sollte dies der Fall sein, so wird es sehr viel länger dauern ihre Konzentration wieder zu reduzieren, weil sie nicht so leicht zersetzt werden. Abgesehen davon ist bis heute nicht klar wie schnell sich auf Grund dieser Maßnahme die Ozonschicht erholen wird.
Genug der Lehrstunde (ich hoffe ich hab nichts falsches erzählt. Ich hab's ja auch grad erst gestern gehört). Am Ende gab es noch ein nettes kleines Geschenk. Wir durften kleine Glasphiolen auf dem Balkon mit frischester Antarktikluft füllen, diese versiegeln und mit einem Aufkleber "Cleanest Air on Earth" versehen, auf dem auch noch die CO2 Konzentration des Tages vermerkt wurde.

Und hier sind noch ein paar Bilder vom ARO Balkon und vom Weg dorthin oder zurück.





Der beeindruckende Karate-Kämpfer, der mutig den Kampf mit dem Schneeblock aufgenommen hat ist Andreas, der schon zum vierten mal hier ist und von dem wir viel lernen. Und Spaß haben wir auch, wie ihr seht. : )


| haloscan


11.11.2007 20:47 (UTC+13) Amundsen-Scott South Pole Station (Antarktis) -42.1°C

Sonntag ist hier am Pol der Tag für "recreation" wie die Amerikaner sagen. Sich "neu erschaffen" sozusagen. Nun, neu erschaffen habe ich mich heute nicht zwingend, aber doch ganz gut erholt und abgelenkt.
Zunächst einmal waren wir gegen Mittag in der alten Südpolstation. Von der neuen Station habt ihr ja schon ein paar Bilder gesehen (noch nicht von innen, aber das kommt noch, hoffe ich), ein großer zusammenhängender Bau auf Stelzen und mit vier Flügeln. Das Zentrum der alten Station hingegen war der "Dome", eine Kuppel mit ein paar Seitentrakten in denen Container zum Arbeiten und Leben standen. Kuppel und Trakte waren nicht beheizt, aber immerhin windgeschützt. Jetzt, wo die neue Station fast fertig ist, wird die alte, die schon zum guten Teil im Schnee verschwunden ist, abgerissen. Und morgen geht das wohl los. Wir haben also buchstäblich die letzte Chance genutzt sie noch einmal zu besichtigen. Die Container die einmal darin standen sind verschwunden und nur noch einige Regale und haufenweise Kisten finden sich heute darin. Leider ist es recht dunkel und die Belichtungszeiten zu lang für eine Handkamera. Trotzdem habe ich mal wieder zwei Panoramas zusammengebastelt, die euch einen Eindruck aus dem Dome und der "Eingangshalle", die mich persönlich schwer an die Rebellenstation auf dem Eisplaneten Hoth erinnert, gibt. In der Richtung aus der ich fotografiert habe führen Tunnel zur neuen Station.



Durch den alten Ausgang, der morgen angeblich als erstes dran glauben muss, kommt man direkt auf den exakten Pol hinaus. Hier erstmal das nächste Panorama vom Eingang der alten Station. Rechts am Rand, die neue Station mit dem glänzenden Turm, hier nur "beer can" genannt. Dieser Turm ist durch Tunnel mit der alten Station verbunden.



Und wo wir schonmal da waren haben wir auch gleich noch die obligatorischen Pol-Fotos gemacht. Ich muss das vielleicht nochmal wiederholen. Das geht noch schicker. : ) Der wahre geographische Südpol, das heisst, die Stelle wo die Erde in die Achse eingesteckt ist (um mal wieder Helge zu zitieren) wandert um einige Meter pro Jahr. Das nennt man Präzession. Aha. Jedenfalls gibt es deshalb zwei Polmarker. Einen wahren und einen "zeremoniellen". Der "wahre" wird jedes Jahr umgesteckt und zeigt eine Windrose auf der in allen vier Richtungen ein N für Norden steht. Der zeremonielle Pol sieht aus wie eine Zuckerstange mit einer Spiegelkugel obendrauf und ist umrundet von den Flaggen der Länder die das Antarktik-Abkommen unterzeichnet haben, sowie einer Tafel die an die Südpol-Expeditionen von Scott und Amundsen erinnert. Der wahre Pol-Marker steht im Moment direkt vor dieser Tafel. Hier die Bilder:

Am Nachmittag gab es noch einen Tag der Offenen Tür in dem Gebäude in dem hier die Luftuntersuchungen gemacht werden. Aber davon berichte ich morgen, denke ich. Ich will ins Bett. Mal wieder.


| haloscan